Der Blockbuster-Prozess USA gegen Samuel Bankman-Fried (SBF) hat am 3. Oktober 2023 begonnen. SBF erschien aus einem Gefängnis in Brooklyn kommend deutlich abgemagert vor dem Gericht in Lower Manhattan, um an der Auswahl der Geschworenen teilzunehmen.
Auch der üppige Lockenschopf, einst quasi das Markenzeichen von SBF, wurde in der Untersuchungshaft gestutzt: “Sam Bankman-Fried’s messy mop is no more”, schrieb das “Wall Street Journal”.
Der Zusammenbruch seiner Kryptobörse FTX und des damit verschränkt agierenden Kryptowährungshandelsunternehmens Alameda Research sowie die anschließenden strafrechtlichen Anklagen gegen SBF haben die Krypto-Geschichte im vergangenen Jahr dominiert. Bankman-Fried war einst einer der hellsten Sterne der Branche. Er leitete eine Börse für digitale Vermögenswerte im Wert von 32 Milliarden Dollar und genoss den Ruf eines schrulligen Wunderkinds, das bereit war, sein riesiges Vermögen für wohltätige Zwecke zu spenden. Auch politische Entscheidungsträger in Washington erhielten Spenden von SBF. Die Anklage sagt, SBF habe mehr als hundert Millionen Dollar an Wahlkampfspenden an Demokraten und Republikaner gegeben, um zu versuchen, die Regulierung von Kryptowährungen in seinem Sinne zu beeinflussen.
In der Anklageschrift heißt es, SBF habe von mindestens 2019 an bis einschließlich November 2022 FTX-Kunden, FTX-Anleger und Kreditgeber von Alameda betrogen. Er habe das Vertrauen der FTX-Kunden ausgenutzt und deren Einlagen veruntreut. Die
gestohlenen Gelder in Milliardenhöhe habe SBF für eine Vielzahl von Zwecken verwendet, unter anderem, um sich selbst zu bereichern, um den Betrieb von FTX zu unterstützen sowie spekulative Risikoinvestitionen zu finanzieren.
Der Höhenflug von SBF endete im November 2022 abrupt, als FTX und das Schwesterunternehmen Alameda Research in Konkurs gingen. Dem Sohn von Jura-Professoren an der Stanford Universität drohen sieben Anklagen wegen Betrugs und Verschwörung und möglicherweise jahrzehntelange Haftstrafen, wenn er schuldig gesprochen wird.
Bankman-Fried hat auf “nicht schuldig” plädiert und erklärt, er habe zwar Fehler gemacht, aber niemals wissentlich einen Betrug begangen.
Vier von Bankman-Frieds Top-Managern, darunter seine ehemalige Geliebte und Ex-Alameda-CEO Caroline Ellison, haben sich bereits in verschiedenen Anklagepunkten schuldig bekannt, drei von ihnen haben sich bereit erklärt, auszusagen. Bankman-Fried und sein innerer Kreis hatten FTX jahrelang von den Bahamas aus geleitet.
Unklar ist, was das FTX-Verfahren für die weitere Entwicklung der Kryptobranche bedeuten wird. Viele Fachleute gehen davon aus, dass bei der Verhandlung Dinge ans Licht kommen werden, die das Vertrauen in gesamte Branche untergraben werden. Der FTX-Absturz bringt auch die Prominenten in Verlegenheit, die wie Tom Brady oder Larry David direkt für FTX oder andere Kryptounternehmen geworben haben.
Es gibt aber auch Stimmen wie den Ökonomen und Kryptoexpterten Prof. Dr. Philipp Sandner, der das Frankfurt School Blockchain Center (FSBC) gegründet hat. “Der Skandal um die Pleite der Kryptobörse FTX hat zwar dazu geführt, dass es auch beim
Bitcoin einen ordentlichen Crash gegeben hat und der Kurs auf rund 17.000 US-Dollar
gesunken ist.” Inzwischen liege der Kurs wieder über 27.000 Dollar pro Bitcoin. “Und das
liegt auch daran, dass die deutschen Behörden das Thema FTX rich@g eingeschätzt haben. Sie haben unterschieden zwischen einer unregulierten Firma, die durch betrügerische
Machenschaften implodiert ist, und der Technologie, die sich als tragfähig bewiesen hat.”
In New York wurden am ersten Verhandlungstag wurden potenzielle Geschworene zu ihrer Einstellung zu Kryptowährungen befragt und dazu, wie viel sie über FTX wissen. Es wird erwartet, dass der Prozess etwa sechs Wochen dauern wird.
